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Felixmüller, Conrad
(Maler und Graphiker, 1897-1977). 6 eigenh. u. 8 maschinengeschr. Briefe, 2 eigenh. Karten, 8 eigenh. Holzschn.-Karten u. 11 Holzschnitte, alle mit Unterschrift. - Londa Felixmüller (seine Frau, 1896-1979). 47 eigenh. Briefe, 7 eigenh. Briefkarten (5 mit Holzschn.), 1 eigenh. Postkarte u. 1 maschinengeschr. Brief, meist von Conrad F. unterschrieben. Meist Berlin 1960-1977. Zus. 121 Seiten. Quarto u. Octavo. Mit 70 Umschlägen.
Umfangreiche Sammlung von Briefen an das amerikanische Sammler-Ehepaar Sylvia u. Clinton Roemer in Kalifornien. - Felixmüller u. seine Frau schreiben, teilw. sehr ausführlich, über seine früheren u. jetzigen Arbeiten, ihre Kinder, ihr Leben in Ost-Berlin, die Schwierigkeiten mit den dortigen Behörden (Postkontrolle, Beschlagnahme von Sendungen), bedanken sich für Geschenksendungen, schicken ihrerseits kleine Holzschnitte u. Photos etc. - 6 Briefe enthalten im Text kleine Zeichnungen. - Conrads Briefe (2 mit Kugelschreiber) in Deutsch (11 Briefen liegt die engl. Übersetzung bei), Londas Briefe u. Karten (alle mit Kugelschreiber) in Englisch; 1 Brief ohne Unterschrift. - Londas Briefe enthalten teilw. eigenh. Nachsätze von Conrad. Nachfolgend einige Zitate: 6. IV. 64: "... Je mehr Sie von meiner Arbeit kennen lernen, umso mehr sehen Sie, dass Musik u Musiker darin eine grosse Rolle spielen. Als ich in meiner Jugend Schönbergs "Pierrot Lunaire" kennen lernte, liebte ich diese neue Musik - aber ich bin nun nicht weiter als bis Debussy, Ravel gegangen - noch de Fallas "spanische Gärten nachts" - u. in der Malerei habe ich mich vom Expressionismus abgekehrt; er ist zu roh, zu primitiv...". - 4. V. 64: "... vor 1933 hatten fast alle deutschen Museen Gemälde und Graphik von mir besessen, die, wie Sie ja schreiben, fast alle aus den Museen entfernt und zerstört wurden. Deshalb bin ich seit 1933 ein "toter Mann" - und heute bin ich nicht in der Lage mich an den ideologischen Auftragsmalereien unserer Regierung zu beteiligen. Wir haben mit Not und Elend als Malerfamilie in sogenannter "Innerer Emigration" gelebt ... Auch die hiesigen Museen haben Arbeiten von mir erworben ... Ich kann ausstellen, was ich will, und gerade jetzt zeigte ich hier ein paar Bilder, die ich in meiner "inneren Emigration" während der Nazizeit gemalt hatte ...". - 30. V. 64: "... Ihre Kunstausschnitte interessieren uns sehr - zumal sie zeigen dass auch bei Ihnen der Unsinn der Abstrakten, Nichtskönner und Dadaisten von 1920 noch blüht; man kann auch auf diese Weise sein Geld zum Fenster hinauswerfen. ... Jawlenski lernte ich, 1922 etwa, im Hause Kirchhoff in Wiesbaden kennen ... Er hatte starkfarbige figürliche Sachen gemalt, später Köpfe, recht schematisch, wie Ikonen, mit Geometrie - , es gibt Leute, die damit zufrieden sind ...". - 5. IX. 64: "... Nun wollte ich mir Blendrahmen zum Aufspannen alter Bilder von mir kaufen: gibt es nicht; dann wollte ich mir Holzplatten für neue Holzschnitte kaufen: gibt es nicht; Druckpapiere (Japanpapier) gibt es nicht; meine Frau braucht ein neues Fahrrad ( da es Ersatzreifen für ihr älteres nicht gibt) - auch Damenräder gibt es nicht ... Eine dringend benötigte neue Schreibmaschine gab es nicht: dazu müssten wir uns im Oktober in einem Geschäft "eintragen", vormerken lassen ...". - 12. X. 64: "... Wenn die Museumsleute all das dumme Zeug aus eigener Tasche bezahlen müssten, nach Jahren dafür zur Rechenschaft gezogen würden - dann sähe die Sache schon anders aus, - aber so kaufen sie aus den Steuermitteln der arbeitenden Menschen nach ihrer und des Tages Laune und Mode. Als ich Knabe war und die berühmte Dresdner Galerie sah - hingen andere Bilder - bis ein neuer Museumsdirektor kam, der die Impressionisten kaufte ... Und dann, nach dem ersten Weltkrieg, fing der Mann an Dinge von Nolde, Kandinski, S-Rottluff ... zu kaufen. Als dann Hitler kam - hing derselbe Direktor, der eben erst die Impressionisten abgehängt hatte um den Expressionisten Platz zu schaffen, diese wieder ab ... Und nun war der nationalsozialistische Quark die Mode, der nun in die Dresdner Galerie kam - und auch dieses Zeug ist wieder abgehängt und in den Kellern verschwunden ...". - Die Holzschnitte bei Söhn aufgeführt unter den Nummern 424, 566, 582, 588, 597a, 602, 611, 612, 621a, 622a, u. 647a. - Die Holzschn.-Karten (1 kol.): Söhn Nrn. 590, 595, 599,633, 636, 652, 665 u. 718. - Teilw. mit Widmungen Felixmüllers u. rücks. mit Stempel CR. - 3 Bl. geknickt. - Die Sammlung enthält ferner: 1 Holzschnitt Felixmüllers mit eigenh. Widmung, ohne Unterschrift ; Söhn 542; mit Stempel CR. - 2 Farbstift-Skizzen Felixmüllers zu seinem Bild "Der junge Trompeter" (10,6 x 92 u. 10,5 x 13 cm), rücks. bez., sign. bzw. monogr., 1 mit Widmung. - Bleistiftzeichnung zweier Vasen, 1 Vase mit Aquarellierung (Blattgröße 14,7 x 20,9 cm), mit Widmung. Alle 3 Bl. mit Stempel CR.